Geschäfte in Israel
6. August 2014Auf dem Schreibtisch von Gangolf Schrimpf stapeln sich die Zeitungen. Die Nachrichten aus Nahost über Waffenruhe, Bodenoffensive und zerstörte Kraftwerke beschäftigen die Angestellten der Firma Merck. Der Pharma- und Chemiekonzern hat 80 israelische Mitarbeiter, die vor Ort die Auseinandersetzungen hautnah miterleben. "Natürlich ist ihr Alltag beeinflusst," so Unternehmenssprecher Schrimpf. "Sei es, dass sie verstärkt aufgerufen werden, in Luftschutzbunker zu gehen. Sei es, dass sie zum Teil auch in die Armee eingezogen werden." Merck versucht, seine Angestellten und die Angehörigen so gut es geht zu unterstützen.
Hightech-Produkte und Know-how
Abgesehen davon läuft das Geschäft des Darmstädter Unternehmens fast wie immer. Der Im- und Export ist bislang nicht von dem Konflikt betroffen. Geschäftsreisen allerdings nach Israel wurden auf ein Minimum reduziert. Das ist, so Schrimpf, "der aktuellen Situation und den Empfehlungen des Auswärtigen Amtes geschuldet."
Mehr als 6000 deutsche Unternehmen haben geschäftliche Kontakte mit israelischen Firmen. Waren es einst vor allem Exporte von Zitrusfrüchten und landwirtschaftlichen Erzeugnissen, sind es heute längst Hightech-Produkte und Know-how. Der Pharma- und Chemieriese Merck ist schon seit den 70er Jahren in Israel aktiv. Hier verkauft die biopharmazeutischen Sparte des Konzerns "Merck Serono" vor allem Medikamente gegen Krebs und Multiple Sklerose. Der Umsatz liegt im dreistelligen Millionen Euro-Bereich.
Einzigartige Forschungslandschaft
Noch mehr setzt das Darmstädter Unternehmen auf den Forschergeist. Israelische Wissenschaftler sind für ihre frischen Ideen und ihren Mut zur unkonventionellen Arbeit weltweit bekannt. Deshalb pumpt Merck auch bis 2016 zehn Millionen Euro in junge, israelische Forscher-Start ups. Merck nennt das einen "Bio-Inkubator". Am eigenen Standort in Yavne sind aktuell drei neue Unternehmen beheimatet. "Sie kriegen von uns Gebäude und Infrastruktur. Natürlich hoffen wir, dass sie uns bei unserem Streben nach Innovationen helfen", erklärt Unternehmenssprecher Schrimpf die Absichten. Eines dieser Startups ist das Biotech-Unternehmen "Metabomed". Hier wird der Stoffwechsel von Krebszellen untersucht.
Auch Merck hat, wenn man so will, einmal als Start-up angefangen - vor rund 350 Jahren. Damals mit einer Apotheke in Darmstadt. Im firmeneigenen Museum ist die Geschichte nachgezeichnet. Alte Maschinen, Tablettenproben, Labore zeigen, wie aus der Apotheke der international agierende Pharma- und Chemieriese wurde. Schon immer war man hier auf innovative Ideen angewiesen. Und die findet Merck jetzt auch in Israel. Das Land, das sich derzeit im Krieg befindet, gilt gleichzeitig weltweit als eines der innovativsten Regionen.
Die Dichte an Forschung und Wissenschaft sei nirgendwo so hoch wie in Israel, erklärt Schrimpf. Das hänge auch damit zusammen, dass die israelische Regierung junge Ideen und Forschungsinstitute unterstützt. Merck arbeitet eng mit mehreren Wissenschaftlern in Israel zusammen, darunter mit Mitarbeitern des international renommierten Weizmann-Instituts. Dass die enge Zusammenarbeit auch weiter nicht unter dem Nahostkonflikt leidet, darauf setzt Gangolf Schrimpf. Vor allem aber hofft er, dass sich der Konflikt nicht weiter verschärft.