Manchen Regisseuren verhalf schon ihr Debüt zum Karriere-Durchbruch, andere verschwanden schnell wieder in der Versenkung oder wurden erst später entdeckt. Hier ist unsere Auswahl mit zehn Top-Spielfilm-Debüts.
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10 großartige Debüts deutscher Filmregisseure
Ein Debüt zeigt oft, wohin es geht mit der Karriere. Wir blicken zurück und stellen zehn Filme vor, die am Anfang standen - meist folgten darauf weitere erfolgreiche Werke. Und auch einen Oscar gab's schon für ein Debüt.
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1951: Der Verlorene
Es sollte die einzige Regiearbeit des Schauspielers Peter Lorre bleiben. Sein Film "Der Verlorene" gehört zu den eindrucksvollsten deutschen Filmen der Nachkriegszeit. Das Porträt eines Wissenschaftlers (Peter Lorre), der bis 1945 für die Nationalsozialisten gearbeitet hat und nach dem Krieg von Schuldgefühlen zerfressen wird, ist düster und pessimistisch, gleichwohl meisterhaft in Szene gesetzt.
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1966: Der junge Törless
Als Volker Schlöndorff im März 1966 seinen Spielfilm "Der junge Törless" im französischen Nantes präsentierte, da ahnte noch niemand, dass es der Deutsche einmal zu Oscar-Ehren bringen würde. Auch das Filmdebüt des später als Literaturspezialist bekannt gewordenen Regisseurs basierte schon auf einem Roman. Schlöndorff fand für das komplexe Buch von Robert Musil eine eigenständige filmische Form.
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1966: Abschied von Gestern
Ein paar Monate später präsentierte Alexander Kluge sein Debüt "Abschied von Gestern" bei den Filmfestspielen in Venedig - und gewann einen Silbernen Löwen. Kluge, intellektueller Kopf des "Neuen Deutschen Films", stellte das damalige Kino der Bundesrepublik auf den Kopf. "Abschied von Gestern" war klug, verspielt und witzig. Ein Werk, das schon im Filmtitel den Abgesang von "Opas Kino" feierte.
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1967: Mahlzeiten
Auch Edgar Reitz erhielt für sein Debüt in Venedig eine Auszeichnung. 1967 wurde "Mahlzeiten" mit dem Preis für das beste Erstlingswerk bedacht. Reitz, der später mit dem "Heimat"-Epos weltberühmt werden sollte, blickte in seinem Film tief in die Seele der Nachkriegsrepublik. "Mahlzeiten" ist ein Film über eine zweifelnde Mittelschicht - und somit auch ein Beitrag zum Umbruchsjahr 1968.
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1969: Liebe ist kälter als der Tod
Schließlich feierte auch noch Rainer Werner Fassbinder in der für das deutsche Kino so entscheidenden Dekade sein Debüt. "Liebe ist kälter als der Tod" ist eine Hommage an französische und US-Gangsterfilme. Fassbinders erster Spielfilm war billig produziert und schnell abgedreht. Für das deutsche Kino brachte es einen künstlerischen Schub, für Fassbinder war es ein aufregender Karrierestart.
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1993: Die tödliche Maria
1993 betrat mit Tom Tykwer ein Regisseur die Bühne, der bis heute internationale Erfolge feiert. Sein Debüt "Die tödliche Maria" zeigte viel von dem, was Tykwers spätere Werke auszeichnen sollte: einen aufregenden visuellen Stil, Mut zur ausgefallenen Ästhetik. Auch die Geschichte war von Interesse: Eine Frau, eingeengt in kleinbürgerlichen Verhältnissen, die sich mit Gewalt zu wehren versucht.
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1995: Nach fünf im Urwald
Zum Überraschungserfolg entwickelte sich das Debüt von Hans-Christian Schmid, das zunächst im Fernsehen ausgestrahlt wurde. "Nach fünf im Urwald" ist ein ungemein witziger, dabei nie platter Film über Jugendliche und Pubertät sowie Eltern, die in die eigene Jugend zurückblicken. Auch Schmids spätere Filme sind sensibel gestaltete psychologische Studien mit glaubhaften Charakteren.
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1996: Jenseits der Stille
Ein großartiges Debüt legte 1996 auch die junge Regisseurin Caroline Link vor: "Jenseits der Stille" ist das ebenso sensibel gezeichnete wie poetisch erzählte Porträt einer jungen Frau, deren Eltern gehörlos sind. Für ihren ersten Spielfilm bekam Link direkt eine Oscarnominierung. Den wichtigen Hollywood-Preis holte sie sich dann nur sieben Jahre später für den Film "Nirgendwo in Afrika" ab.
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1998: Kurz und Schmerzlos
Auch der erste Spielfilm des 25-jährigen Fatih Akin brachte einen neuen Tonfall in das heimische Kino. "Kurz und Schmerzlos" erzählt präzise von drei jungen Männern in Hamburg-Altona - mit einer emotionalen Kraft, die der deutsche Film zuvor oft vermissen ließ. Akin, Sohn türkischer Einwanderer, entwickelte auch in seinen folgenden Filmen viel Gespür für ein Kino zwischen Kietz und Globalisierung.
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2006: Das Leben der Anderen
Auch heute noch ist es kaum zu glauben, dass Florian Henckel von Donnersmarcks Debüt "Das Leben der Anderen" tatsächlich ein Erstling ist. Die Geschichte um einen Stasi-Offizier und seine ausgespähten Opfer ist so perfekt inszeniert und gespielt, dass man eher einen "alten Hasen" auf dem Regiestuhl vermutet hätte. Das Debüt wurde vielfach ausgezeichnet und erhielt als Krönung 2007 einen Oscar.
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Ein Oscar ist natürlich die Ausnahme. Das hat es in Hollywood ganz selten gegeben für ein Filmdebüt - und für einen deutschen Regisseur schon gar nicht. Florian Henckel von Donnersmarcks erster Spielfilm "Das Leben der Anderen" räumte gleich reihenweise Preise ab, darunter 2007 auch den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film.
Ein gutes Debüt verspricht noch keine dauerhafte Karriere
Viele Debütanten in der deutschen Filmgeschichte kennt man heute nicht mehr, denn sie haben direkt mit dem ersten Film ihr ganzes Pulver verschossen. Andere brauchten eine lange Anlaufzeit und kamen erst in der zweiten Karriere-Hälfte groß raus. Eine Karriere lässt sich eben nicht planen - und die eines Filmregisseurs erst recht nicht.
Unsere Auswahl mit zehn großartigen Debüts deutscher Filmregisseure beginnt mit einem Nachkriegsfilm, noch dazu mit dem einzigen Werk eines bekannten Schauspielers. Peter Lorres düsterer Film "Der Verlorene" sollte die einzige Regiearbeit des zuvor lange im Hollywood-Exil beschäftigten Lorre bleiben. Doch es war einer der eindrucksvollsten Filme in einer Zeit, in der das deutsche Kino ansonsten künstlerisch nicht allzuviel zu bieten hatte.
Die Debüts von Fritz Lang und F.W. Murnau gelten als verschollen
Warum in unserer Top-Ten-Liste die großen Namen Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau, Georg Wilhelm Pabst und Ernst Lubitsch gar nicht auftauchen? Ganz einfach. Viele Filme der berühmten deutschen Regisseure, die ihr Debüt schon zu Stummfilmzeiten ablieferten, gelten heute als verschollen. Oder es waren kürzere Filme, die noch nicht unbedingt andeuteten, dass aus diesen Debütanten später einmal die Großen der Filmgeschichte werden sollten.
Berühmte deutsche Regisseure einer späteren Generation wie Helmut Käutner und Wolfgang Staudte wurden nicht mit ihren Filmdebüts bekannt, sondern erst mit späteren Werken. Auch der erste selbst inszenierte Film von Max Ophüls, nach dem das heute bekannteste deutsche Debüt-Filmfestival benannt ist, gilt als verschollen. Deshalb also beginnt unsere Auswahl erst mit Peter Lorres "Der Verlorene".
Die Regisseure des Neuen Deutschen Films begannen furios
In den 1960er Jahren dann betraten mit den Regisseuren des "Neuen Deutschen Films" eine ganze Reihe junger Filmemacher die Bühne, die direkt mit ihren ersten Filmen für Aufsehen sorgten: Alexander Kluge und Edgar Reitz, Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlöndorff. Werner Herzog und Wim Wenders entfalteten dagegen erst in späteren Filmen ihr ganzes Können.
Diese Filmemacher sollten das bundesdeutsche Kino für Jahrzehnte prägen - bis in die 1990er Jahre, als wiederum eine neue Generation von jungen Regisseurinnen und Regisseuren für eine Auffrischung des deutschen Films sorgte. In diesem Jahrzehnt lieferten Tom Tykwer, Hans-Christian Schmid, Caroline Link und Fatih Akin erste Proben ihres großen künstlerischen Potentials ab, Debüts, die auch noch im Rückblick zu den besten Filmen ihrer Karriere zählen.
Hoffen auf den dritten Film: Florian Henckel von Donnersmarck
Florian Henkel von Donnersmarcks fulminanter Einstieg ins Filmgeschäft, das mit einem Oscar gekrönte Stasi-Drama "Das Leben der Anderen", zeigt im Nachhinein auch auf, wie ein überaus gelungenes Debüt zur Belastung werden kann. Von Donnersmarck hat seit seinem Spielfilmdebüt nur noch einen einzigen Film realisieren können, das misslungene Hollywood-Star-Vehikel "The Tourist". In diesem Jahr kommt nun endlich sein neuer mit Spannung erwartetet dritter Spielfilm in die Kinos: "Werk ohne Autor".