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Kommentar: Ein gutes Signal für das Klima

4 de septiembre de 2016

Die USA und China wollen das UN-Klimaschutzabkommen ratifizieren. Ein sehr gutes Signal, meint Sonya Diehn, aber nur ein Schritt in einem Prozess, der noch eine lange Wegstrecke vor sich hat.

China Hangzhou G20 Klimagipfel (Ausschnitt)
Imagen: picture-alliance/dpa/H. Hwee Young

Historisch und von großer Tragweite - so kann man die Ratifizierung des Pariser Klimaschutzabkommens durch die USA und China sicher nennen. Historisch ist der Schritt insofern, weil die USA sich bekanntermaßen geweigert hatten, das Vorgängerprotokoll von Kyoto zu ratifizieren. Von großer Tragweite ist er, weil der Klimawandel wohl die größte Herausforderung der Menschheit darstellt.

Das Klima hat sich im vergangenen Vierteljahrhundert signifikant gewandelt - und zwar bildlich wie auch buchstäblich. Nachdem 2015 bereits als heißestes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen galt, bricht auch 2016 jeder Monat die Wärmerekorde. Das weist auf neue Normalwerte des Klimas hin, die die vorhergesagten global steigenden Durchschnittstemperaturen noch übertreffen. Immer häufigere Extremwetterereignisse und damit gekoppelte Phänomene - Stürme, Überschwemmungen, Dürre, Waldbrände - sind ebenfalls Vorboten einer Zukunft, in der das Klima aus dem Gleichgewicht gerät. Je mehr die Auswirkungen des Klimawandels direkt zu spüren sind, beginnen auch die Staatslenker der Welt, das Problem wirklich ernst zu nehmen.

Schlüsselsignal

Sonya Angelica Diehn, Leiterin der DW-UmweltredaktionImagen: DW/M. Müller

Dieser Gesinnungswandel, kombiniert mit guter Diplomatie und unermüdlichem Einsatz in zähen Verhandlungsrunden, hat den Weg für ein erfolgversprechendes neues Klimaschutzabkommen bereitet, dem vergangenes Jahr 200 Länder in Paris zugestimmt haben. Trotz aller Unzlänglichkeiten hat dieses Pariser Abkommen durchaus das Potenzial, die geradezu wahnwitzige Verbrennung fossiler Energieträger zu bremsen, die für den Kohlendioxidausstoß verantwortlich ist, der unseren Planeten aufheizt.

Nur: ohne Ratifizierung ist das Pariser Abkommen nichts wert. Damit es in Kraft treten kann, sind die Ratifizierungsurkunden von 55 Staaten notwendig, die für 55 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Bis dato haben erst 23 Staaten unterzeichnet, die zusammengefrechnet gerade einmal für etwas mehr als ein Prozent der Emissionen verantwortlich sind.

Den Ankündigungen müssen Taten folgen

China und die USA produzieren insgesamt rund 40 Prozent der weltweiten Treibhausgase. Daher bedeutet die Ankündigung dieser beiden Länder, das Abkommen zu ratifizieren, nicht nur einen großen Schritt - es ist auch ein Signal an die übrige Staatengemeinschaft: Seht her, die größten Wirtschaftsnationen sind entschlossen, die CO2-Emissionen zu verringern.

Die Europäische Union, Indien, Russland und andere größere CO2-Produzenten haben ebenfalls angekündigt, dass sie das Abkommen ratifizieren wollen. Es ist anzunehmen, dass diese Länder nach dem jetzigen Schritt der USA und Chinas ermutigt sind, ihren Ankündigungen Taten folgen zu lassen.

Und dennoch: Die Ratifizierung des Pariser Abkommens ist nur ein Meilenstein auf einer langen Wegstrecke. Und dieser Weg ist voller Hürden.

Noch viele offene Fragen

Sobald der Vertrag in Kraft ist, wird es darum gehen, die Ankündigungen in die Tat umzusetzen. Die Unterzeichnerstaaten müssen ihre nationale Politik auf die Reduzierungsziele ausrichten. Der Vertrag sieht dazu eine Überprüfung alle fünf Jahre vor.

Aber werden die USA den Vertrag wirklich billigen und ihn umsetzen? Das ist weiterhin fraglich angesichts der Zweifler, die es nicht nur im Senat in Washington gibt. Auch der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump stellt den Klimawandel infrage. Barack Obamas Plan für saubere Energien, der die Emissionen in den Vereinigten Staaten drosseln soll, hängt in der Schwebe. Und China, dessen CO2-Ausstoß nach eigenen Angaben ab 2030 sinken soll, hat noch keine konkreten Pläne vorgelegt, wie das gelingen soll.

Eine weiterer offener Punkt ist, woher das Geld für den Grünen Klima-Fonds kommen wird, der die Auswirkungen des Klimawandels abfedern und Länder bei der CO2-Reduzierung unterstützen soll. Nicht zuletzt stellt sich die sehr konkrete Frage, ob die Weltgemeinschaft schnell und effektiv genug handeln kann, bevor es zu spät ist.

Schnelle und effektive Maßnahmen

Klimaexperten warnen davor, dass es einen bestimmten Zeitpunkt gibt, ab dem das Klima instabil wird. Rückkopplungseffekte sind bereits in Gang, die zu einem kompletten Abschmelzen des arktischen Eispanzers oder dem Auftauen des Permafrostbodens in Sibirien führen könnten. Zudem bleiben CO2-Emmisionen jahrzehntelang in der Atmosphäre. Es gibt Stimmen, die sagen, dass es schon jetzt zu spät ist, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, so wie es bei der Klimakonferenz in Paris vereinbart wurde.

Vor diesem Hintergrund muss der politische Wille, den Klimawandel zu stoppen, deutlich verstärkt werden. Es geht darum, Emissionen deutlich zu verringern - mit viel Ehrgeiz und vor allem schnell, damit der Kohlendioxydgehalt der Atmosphäre spätestens Mitte dieses Jahrhunderts sinkt.

Falls dieses Ziel nicht erreicht wird, habe ich Angst um unsere Zukunft.